Datum: 08.06.2017

Netzentgelte senken und gerechter verteilen

Bundestag darf Chance für verbrauchergerechtere Netzentgelte nicht verpassen

Gina Sanders - fotolia.com

Quelle: Gina Sanders - fotolia.com

  • Der vzbv fordert die Abschaffung der vermiedenen Netzentgelte.
  • Damit würde der Strompreis für Verbraucher gesenkt.
  • Hohe regionale Preisunterschiede sollten abgeschafft werden, indem die Übertragungsnetzentgelte bundesweit vereinheitlicht werden.

Der Bundestag will in Kürze das neue Netzentgeltmodernisierungsgesetz (NEMoG) beschließen. Das Gesetz legt fest, welche Gebühren künftig für die Nutzung der Stromleitungen erhoben werden dürfen. Zwar sollen die Netzentgelte gesenkt werden, eine gerechte Verteilung der Kosten zwischen den Regionen ist dagegen nicht vorgesehen.

„Vollkommen richtig ist, die vermiedenen Netzentgelte abzuschaffen und damit den Strompreis für Verbraucher zu senken. Dieser Ansatz darf nicht in letzter Sekunde verwässert werden“, sagt Thomas Engelke, Energieexperte des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv).

Seit 1999 erhalten Stromerzeuger eingesparte Netzkosten in Form von vermiedenen Netzentgelten, wenn sie Strom dezentral ins Netz einspeisen, wie es etwa bei Solar- und Windanlagen der Fall ist. Dadurch wurde früher das Stromnetz entlastet, weil der Strom nicht über weite Strecken transportiert, sondern direkt vor Ort genutzt werden konnte. Vermiedene Netzentgelte sollten die dezentrale Stromeinspeisung fördern.

Aufgrund der stark gestiegenen Anlagenzahl existiert dieser Vorteil heute nicht mehr. Die vermiedenen Netzentgelte werden dennoch gezahlt, die Kosten haben sich seit 2011 für Verbraucher etwa verdoppelt.

Verbraucher entlasten: vermiedene Netzentgelte abschaffen

Durch die schrittweise Abschaffung der vermiedenen Netzentgelte sollen die Netzentgelte bis 2030 im Bundesschnitt um etwa zehn Prozent sinken. Zwar ergibt sich dadurch eine geringfügige Erhöhung der EEG-Umlage, unter dem Strich werden die Verbraucher aber entlastet. Schon 2018 könnten Verbraucher bis zu 30 Euro im Jahr sparen.

Es gibt allerdings Widerstand gegen die Abschaffung der vermiedenen Netzentgelte. Der Bundestag muss dafür sorgen, dass dieser Ansatz im Gesetz nicht im letzten Moment abgeschwächt oder gestrichen wird.

Netzentgelte: Hohe regionale Unterschiede müssen vermindert werden

Wichtig ist auch, die Übertragungsnetzentgelte bundesweit zu vereinheitlichen, denn aktuell gibt es gravierende Unterschiede von Region zu Region.

„Die Bundesregierung verpasst die Chance, mit dem Gesetz die Übertragungsnetzentgelte bundesweit zu vereinheitlichen. Der Bundestag kann das jetzt noch ändern. Die Finanzierung der Übertragungsstromleitungen darf nicht an den Verbrauchern einzelner Regionen hängen bleiben“, sagt Thomas Engelke.

Im Jahr 2017 bezahlt eine vierköpfige Familie mit einem Jahresverbrauch von 3.500 KWh in Teilen Brandenburgs 416 Euro für Netzentgelte, während eine Familie in Teilen Nordrhein-Westfalens mit dem gleichen Verbrauch bei 236 Euro liegt. Laut Koalitionsvertrag strebt die Bundesregierung eine faire Lastenverteilung bei der Finanzierung der Netzinfrastruktur an. Der Gesetzentwurf berücksichtigt das bisher aber nicht.

Übertragungsnetze transportieren Strom über größere Strecken. Sie sind daher insbesondere wichtig, um Solar- und Windstrom vom Erzeugungsort zum Nutzungsort zu leiten. Die Kosten für den Ausbau der Übertragungsleitungen werden zurzeit nicht bundesweit umgelegt, sondern müssen von den Verbrauchern gezahlt werden, die in den betroffenen Regionen wohnen, in denen viel erneuerbarer Strom produziert wird.

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Thomas Engelke - Leiter Team Energie und Bauen des Verbraucherzentrale Bundesverbands

Thomas Engelke

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