Datum: 12.08.2017

Marktwächter Energie startet

Verbraucherzentralen und vzbv bauen Marktbeobachtung auf, um Fehlentwicklungen auf dem Energiemarkt frühzeitig zu erkennen

 Marktwächter Energie startet

Quelle: Piotr Adamowicz - 123rf

Das neue bundesweite Projekt zum Aufbau eines Marktwächters Energie nimmt seine Arbeit auf und erweitert die Marktbeobachtung des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) und der Verbraucherzentralen. Im August startet der sukzessive Aufbau für die Segmente Strom und Gas, Fernwärme sowie Heizkostenabrechnungen und Monopole von Ablesediensten. Erste Ergebnisse sind für Anfang 2018 geplant.


Mit dem Marktwächter Energie startet eine systematische bundesweite Auswertung von Verbraucherbeschwerden im Energiemarkt. Insolvenzen von Energieanbietern, wie zuletzt Care-Energy, haben gezeigt, dass die Marktaufsicht aus Verbrauchersicht unzureichend ist. Die Erkenntnisse des Marktwächters Energie sollen künftig strukturelle Fehlentwicklungen frühzeitig sichtbar machen. Dadurch können Verbraucher schnell gewarnt werden. Außerdem können Aufsichts- und Regulierungsbehörden wie auch Politik von diesen Erkenntnissen profitieren.


„Die Marktwächter Finanzen und Digitale Welt als Seismografen in komplizierten Märkten haben sich als sinnvolles Instrument des Verbraucherschutzes bewährt. Der Marktwächter Energie ist daher der nächste logische Schritt. Auch der Energiemarkt ist komplex und undurchsichtig und stellt für Verbraucher besondere Herausforderungen dar. Mit den Erkenntnissen des neuen Marktwächters werden wir frühzeitig Behörden und Politik auf Marktverfehlungen hinweisen“, erklärt Ingmar Streese, Leiter Geschäftsbereich Verbraucherpolitik beim vzbv.


„Ich bin sehr froh, dass es uns gelungen ist, den Marktwächter Energie auf den Weg zu bringen. Der Deutsche Bundestag gewährleistet mit einer Anschubfinanzierung in Höhe von bis zu 1,5 Mio. Euro, dass der Energiemarkt näher unter die Lupe genommen wird. Das bereits in den Bereichen Finanzen und Digitale Welt erfolgreich arbeitende Frühwarnsystem wird nun auch auf den Energiebereich ausgeweitet. So werden Fehlentwicklungen, zum Beispiel durch Hinweise aus der Bevölkerung, aufgezeigt. Diese Informationen fließen dann an alle Verbraucherinnen und Verbraucher weiter und auch die Politik wird darüber frühzeitig informiert", so Ulrich Kelber, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz.

Das Prinzip des Marktwächters Energie

Der Marktwächter Energie arbeitet nach dem bewährten Prinzip „erkennen – informieren – handeln“. Das Marktgeschehen wird nach Standards der empirischen Sozialforschung ausgewertet und beobachtet. Die Grundlage für die Datenerhebung bilden die Erkenntnisse aus Verbraucherberatungen der 16 Verbraucherzentralen. Der vzbv koordiniert die Marktbeobachtung. Die inhaltliche Arbeit ist unter den beteiligten Verbraucherzentralen aufgeteilt in die Handlungsfelder:

  • Strom- und Gasmarkt
  • Fernwärme
  • Heizkostenabrechnungen
  • Monopol von Ablesediensten

Arbeitsplan des Marktwächters Energie

Gemeinsam mit 14 inhaltlich beteiligten Verbraucherzentralen übernimmt der vzbv den bundesweiten Aufbau der neuen Strukturen. In den Handlungsfeldern Strom- und Gasmarkt sowie Heizkostenabrechnungen und Monopol von Ablesediensten beginnen die Experten in den Verbraucherzentralen unmittelbar mit ihrer Arbeit. Das Thema Fernwärme wird ab Januar 2018 unter die Lupe genommen. Erste Ergebnisse des Marktwächters sollen Anfang 2018 präsentiert werden. Das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) fördert das Projekt zunächst bis Ende August 2018 mit insgesamt bis zu ca. 1,5 Mio. Euro. Bis dahin sollen die Grundstrukturen für eine bundesweite Marktbeobachtung vorliegen. Über die Aufbauphase hinaus sollen diese die Etablierung eines Marktwächters Energie analog zu den Marktwächtern für Finanzen und die Digitale Welt ermöglichen.

Energiemarkt in Niedersachsen erfolgreich im Blick

Für Niedersachen beobachtet ein Landesmarktwächter bereits seit März 2015 erfolgreich den Energiemarkt aus Sicht der Verbraucher. Ausgehend von Kundenbeschwerden hat er rechtliche Schritte gegen Anbieter eingeleitet und bisher rund 70 Unterlassungserklärungen erzielt. Zudem hat er verschiedene Marktuntersuchungen und Studien durchgeführt.

Sie zeigen beispielsweise, dass in Niedersachsen die Darstellung von Preiserhöhungen aus Verbrauchersicht oft unzureichend ist und sich Stromtarife mit Prämien finanziell nur selten lohnen. Zum Thema Ökostrom hat der Marktwächter Energie für Niedersachsen außerdem eine Bewertung der am deutschen Markt verbreiteten Labels erarbeitet. Dieses Projekt wird gefördert vom Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Um eine effektive Marktbeobachtung zu gewährleisten, erfolgt eine enge Abstimmung mit dem Bundesprojekt.


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