Datum: 01.09.2021

CO2-Preis auf Kraftstoffe: Einkommensschwache Haushalte entlasten

Gutachten des vzbv ergibt: Beschlossene Kompensationsmaßnahmen belasten einkommensschwache Haushalte stärker

  • Gutachten im Auftrag des vzbv zeigt: Einkommensschwache Haushalte durch CO2-Preis auf Kraftstoffe am stärksten belastet.
  • vzbv fordert zusätzliche Instrumente zur sozialverträglichen Kompensation wie ÖPNV-Ausbau oder einkommensunabhängiges Mobilitätsgeld.
  • Sozialer Ausgleich beim Klimaschutz im Verkehr notwendig: Hohe Einkommen bekommen bis zu einem Drittel ihrer Mehrausgaben zurück.
     
Frau tankt Kraftstoff in ihr Auto. Foto: Alexander Lupin - fotolia.com

Quelle: Alexander Lupin - fotolia.com

Der CO2-Preis auf Kraftstoffe belastet einkommensschwächere Haushalte zusätzlich. Gleichzeitig profitieren Haushalte mit hohem Einkommen von den beschlossenen Kompensationsmaßnahmen. Sie bekommen bis zu einem Drittel ihrer Mehrausgaben zurück, Geringverdiener:innen teilweise 10 Prozent. Das ergibt ein Gutachten der Forschungsstätte evangelischer Studiengemeinschaft (FEST) und des Forums ökologisch-sozialer Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) zu den Verteilungswirkungen des CO2-Preises. Der vzbv schlägt den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) vor sowie einkommensunabhängiges Mobilitätsgeld und fordert von der kommenden Bundesregierung gegenzusteuern.

„Die CO2-Bepreisung ist ein wichtiges Klimaschutzinstrument. Die Bundesregierung hat es versäumt, sie sozialverträglich für alle umzusetzen. Haushalte mit niedrigem Einkommen leiden unter den steigenden Spritkosten und brauchen dringend Unterstützung von der Politik. Zwar wurde die Pendlerpauschale erhöht. Jedoch profitieren mittlere und hohe Einkommen überproportional, während bei den kleinen Einkommen wenig davon ankommt“, so vzbv-Vorstand Klaus Müller. „Wenn die Klima- und Verkehrswende vergisst, alle Menschen mitzunehmen, steigt in den kommenden Jahren neben dem CO2-Preis das Risiko einer sozialen Spaltung. Die nächste Bundesregierung muss sofort zusätzliche Entlastungsmaßnahmen für alle beschließen.“

Geringverdiener:innen: Viel belastet, wenig entlastet

Das Gutachten der FEST und des FÖS im Auftrag des vzbv zeigt auf: Die bereits beschlossene Erhöhung der Entfernungspauschale, die Einführung einer Mobilitätsprämie für Fernpendelnde und die Senkung der EEG-Umlage kompensieren die Mehraufwendungen durch die CO2-Bepreisung für keine Einkommensgruppe. Jedoch profitieren einkommensstarke Haushalte relativ gesehen deutlich stärker als Geringverdiener:innen. Zum einen da die Ersparnis durch die Entfernungspauschale aufgrund des progressiven Steuersystems umso höher ausfällt, je höher das Einkommen ist, und zum anderen die Kaufförderung für Elektroauto sowie die Ersparnis durch die EEG-Umlagesenkung beim Laden derzeit nur in den Haushalten mit hohen Einkommen ankommt. Während im Jahr 2021 die oberen Einkommensklassen bis zu einem Drittel ihrer Mehrausgaben zurückbekommen, sind es bei den Geringverdiener:innen teilweise 10 Prozent.   

Umstieg und Anpassung für alle Haushalte umsetzen

Verbraucher:innen können der Mehrbelastung durch die CO2-Bepreisung im Verkehr durch Umstiegs- oder Anpassungsreaktionen ausweichen. Wie stark ist von den finanziellen Möglichkeiten und vorhandenen Optionen abhängig. Ein Elektroauto ist für Geringverdiener:innen schwer bis gar nicht finanzierbar. In ländlichen Räumen sind Alternativen zum eigenen Auto spärlich vorhanden. Es sind zusätzliche Entlastungsmaßnahmen notwendig, die für alle Einkommensklassen unabhängig von ihrem Wohnort sinnvoll sind.

„Mehr Busse und Bahnen ist die sozialste Klimaschutzmaßnahme. Alle Verbraucher:innen müssen bei steigenden Kraftstoffpreisen attraktive und verlässliche Alternativen zum eigenen Pkw erhalten. ÖPNV als erste Alternative zum Pkw muss das Mantra in der nächsten Legislaturperiode werden“, so Müller. „Darüber hinaus ist die nächste Regierung in der Pflicht die Entfernungspauschale zu reformieren und in ein einkommensunabhängiges Mobilitätsgeld umzuwandeln. Das entlastet alle Einkommensschichten. Führt die künftige Regierung eine Kauf- und Tauschprämie für E-Bikes ein, unterstützt sie die Haushalte, die sich sonst diese Option nicht leisten können.“ Das Mobilitätsgeld hat den Vorteil, dass allen Pendelnden die gleiche Summe je Entfernungskilometer von der Steuerschuld abgezogen wird, so dass die Entlastung unabhängig vom individuellen Steuersatz ist.

 

Am 26. September 2021 ist Bundestagswahl. Der vzbv fordert eine neue Verbraucherpolitik: krisenfest, fair und nachhaltig. Starker Verbraucherschutz schafft Vertrauen in eine positive wirtschaftliche Entwicklung. Davon profitieren Verbraucher:innen und Unternehmen. #StarkeVerbraucher www.starke-verbraucher.de

Infografik des vzbv | August 2021

Quelle: vzbv

Downloads

Sozialverträgliche Kompensation der CO2-Bepreisung im Verkehr

Sozialverträgliche Kompensation der CO2-Bepreisung im Verkehr

Studie im Auftrag des vzbv | August 2021

Ansehen
PDF | 1.56 MB

Alles zum Thema: Klimaschutz

Artikel (200)
Dokumente (44)
Steckersolarnorm an Solarpaket anpassen

Steckersolarnorm an Solarpaket anpassen

Kurzstellungnahme des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) zum zweiten Entwurf der VDE-Produktnorm „Steckersolargeräte für Netzparallelbetrieb - Sicherheitsanforderungen und Prüfungen“ | Juni 2024

Ansehen
PDF | 110.73 KB
Preisobergrenzen bei Smart Metern stabil halten

Preisobergrenzen bei Smart Metern stabil halten

Beitrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) zur Online-Konsultation zur Vorbereitung der Digitalisierungsberichte des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) nach § 48 Messstellenbetriebsgesetz (MsbG) | Mai 2024

Ansehen
PDF | 280.19 KB
Verteilnetzentgelte fairer verteilen

Verteilnetzentgelte fairer verteilen

Stellungnahme des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) zum Eckpunktepapier der Bundesnetzagentur (BNetzA) zur sachgerechten Verteilung von Mehrkosten aus der Integration von Anlagen zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien | Januar 2024

Ansehen
PDF | 216.67 KB
Stromspeicher sinnvoll Nutzen | vzbv-Stellungnahme | Januar 2024

Stromspeicher sinnvoll Nutzen | vzbv-Stellungnahme | Januar 2024

Stellungnahme des Verbraucherzentrale Bundesverbands zur Stromspeicher-Strategie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz.

Ansehen
PDF | 172.77 KB
Position des vzbv zur Verwendung der Einnahmen aus der CO2-Bepreisung

Position des vzbv zur Verwendung der Einnahmen aus der CO2-Bepreisung

Einnahmen aus der CO2-Bepreisung der Jahre 2021 bis 2023 als Klimageld rückerstatten I Positionspapier und Berechnung des Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. I Dezember 2023

Ansehen
PDF | 155.15 KB
Urteile (4)
Videos & Grafiken (18)
Grafik zur Befragung Stromverkauf Nachbarschaft

Quelle: Online-Befragung von eye square im Auftrag des vzbv

Befragung Stromverkauf Nachbarschaft

Eine knappe Mehrheit zeigt sich grundsätzlich offen für den Verkauf und/oder den Erwerb von Solarstrom aus der Nachbarschaft.

Vorschau
PNG | 557.66 KB | 4724x2657
Grafik Befragung Mieterstrom für Mieter

Quelle: Online-Befragung von eye square im Auftrag des vzbv

Befragung Mieterstrom für Mieter

Insgesamt 80 Prozent der befragten Mieter:innen sind unter bestimmten Voraussetzungen bereit, Mieterstrom von ihrem Vermieter zu erwerben - zwei Drittel aber nur, wenn sie dadurch Geld sparen.

Vorschau
PNG | 522.35 KB | 4724x2657
75 Prozent finden, dass die Regierung trotz Energiepreiskrise mehr in den Klimaschutz investieren muss

Klimaschutz wichtig

Repräsentative telefonische Befragung von forsa im Auftrag des vzbs | April 2023

Vorschau
JPG | 765.12 KB | 4724x2657
64 Prozent der Verbraucher:innen unterstützen den Vorschlag eines monatlichen Nahverkehrstickets für 29 Euro als Nachfolge des 9-Euro-Tickets.

Umfrage Energiepreiskrise: 29-Euro-Ticket

64 Prozent der Verbraucher:innen unterstützen den Vorschlag eines monatlichen Nahverkehrstickets für 29 Euro als Nachfolge des 9-Euro-Tickets.

Vorschau
JPG | 876.53 KB | 4724x2657
72 Prozent der Verbraucher:innen sehen Einsparmöglichkeiten bei ihrem Energieverbrauch. Gut ein Viertel (27 Prozent) sieht kein Einsparpotenzial.

Umfrage Energiepreiskrise: Ensparpotential

Infografik | Umfrage im Auftrag des vzbv | Juli 2022

Vorschau
JPG | 710.43 KB | 4724x2657
Termine (18)

Kontakt

Kontakt

Icon für Kontakt für Verbraucher

Service für Verbraucher:innen

Was suchen Sie? Wählen Sie eine passende Option:

Kontakt

Marion Jungbluth

Marion Jungbluth

Leiterin Team Mobilität und Reisen

info@vzbv.de +49 30 25800-0

Kontakt

Telefon-Icon

Pressestelle

Service für Journalist:innen

presse@vzbv.de +49 30 25800-525