Kürzere Wartezeiten, bessere Versorgung – so die Versprechen der neuen Bundesregierung bei der Gesundheitsversorgung. Das von der Koalition vorgeschlagene Primärarztsystem sieht vor, dass Patientinnen und Patienten grundsätzlich ihre Hausarztpraxis aufsuchen müssen, um an einen Facharzttermin zu kommen. Ramona Pop, Vorständin des Verbraucherzentrale Bundesverbands kommentiert:
„Das von der Bundesregierung vorgeschlagene Primärarztsystem wird den schwierigen Zugang zu Facharztterminen nicht lösen, sondern neue Probleme schaffen. Ohnehin schon überlastete Hausarztpraxen werden zum Nadelöhr. Das ist nicht der richtige Weg.
Stattdessen sollte die Bundesregierung echte Reformen anstoßen, um die Versorgung der Patienten zu verbessern. Damit es einfacher wird, einen Arzttermin zu bekommen, sollten die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen (116 117) ausgebaut werden. Einen Facharzttermin zu ergattern, kann für gesetzlich Versicherte zu einer Geduldsprobe werden. Wartezeiten von teils mehreren Monaten sind keine Ausnahme.
Manche Praxen versuchen aus der Not der Patientinnen und Patienten Profit zu schlagen und bieten Termine gegen eine Gebühr an. Aus einer Befragung im Auftrag der Verbraucherzentrale geht hervor, dass bereits sieben Prozent der gesetzlich Versicherten mindestens einmal einen Arzttermin gegen eine Gebühr angeboten bekommen haben. Von Einzelfällen lässt sich hier nicht sprechen. Fehlanreize im ärztlichen Vergütungssystem und Ineffizienz, gerade zwischen unterschiedlichen Akteuren im medizinischen Sektor, müssen angegangen werden. Sonst droht mit dem Primärarztsystem eine weitere Verschlechterung bei der Suche nach dem passenden Arzttermin: noch längere Wartezeiten und noch mehr Bürokratie.“
Methode
Internetrepräsentative Onlinebefragung (23. bis 29. Oktober 2024) von eye square im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands. Basis: 909 gesetzlich Versicherte ab 16 Jahren. Statistische Fehlertoleranz: ± 2 Prozentpunkte