Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat gemeinsam mit dem Europäischen Verbraucherband BEUC und weiteren nationalen Verbraucherorganisationen der EU-Mitgliedstaaten Anforderungen an die mögliche Weiterentwicklung des Nutri-Score-Algorithmus aufgestellt. Mit einem gemeinsamen Brief haben sich die Verbraucherorganisationen an ihre nationalen Regierungen gewandt, in Deutschland an das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.
Anlass ist das neu eingerichtete länderübergreifende Koordinierungsgremium, den die sieben Mitgliedstaaten, die das Nährwert-Label bereits empfehlen, gegründet haben. Ziel dieses Gremiums ist es, die Anwendung des Nutri-Scores zu erleichtern. Da auch mögliche Weiterentwicklungen an der Berechnungsgrundlage des Nutri-Scores – dem Algorithmus – vorgesehen sind, haben der vzbv und BEUC einige grundlegende Anforderungen an diesen Prozess formuliert.
BEUC und vzbv für die europaweite Einführung des Nutri-Scores
Der vzbv und BEUC fordern die Einführung des Nutri-Scores in Europa. Nachdrücklich unterstützen beide Verbraucherorganisationen deshalb die Initiative der sieben Staaten – darunter Deutschland – die Lebensmittelunternehmen ihrer Länder zur Umsetzung des Nutri-Scores zu ermutigen.
Nutri-Score wissenschaftlich entwickeln
Zu den wesentlichen Stärken des Nutri-Scores zählt der hohe Grad an wissenschaftlicher Evidenz. Diese Evidenz hat gezeigt, dass der Nutri-Score derzeit das beste System ist, mit dem Verbraucherinnen und Verbrauchern die Nährstoffqualität von Lebensmitteln innerhalb einer Produktkategorie vergleichen und gesündere Kaufentscheidungen treffen können.
Dennoch ist es wichtig, den Algorithmus regelmäßig zu prüfen, um Verbesserungen daran zu ermöglichen. So kann fortlaufend wissenschaftlichen Erkenntnissen Rechnung getragen werden. Der vzbv begrüßt es daher sehr, dass neben dem Lenkungsausschuss aus Ländervertretern ein wissenschaftlicher Ausschuss unabhängiger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus jedem der sieben Länder eingerichtet wurde.
Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die strenge wissenschaftliche Grundlage, auf der der Nutri-Score und der zugehörige Algorithmus beruhen, bei allen Überlegungen zur Anpassung beibehalten wird.
Anforderungen an eine wissenschaftliche Überprüfung
Potenzielle Anpassungen der Berechnungsmethode für bestimmte Lebensmittelkategorien oder gar die Schaffung von Ausnahmen für bestimmte Lebensmittel sollten ausschließlich auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse getroffen werden. Diese sollten das Ziel haben, Verbrauchern gesunde Einkaufsentscheidungen und damit auch gesunde Ernährung zu erleichtern. Anpassungen dürfen keinesfalls von kommerziellen Interessen einzelner Branchen oder Anbieter geleitet sein. Die Entscheidungen des Lenkungsausschusses sollten deshalb immer auf Basis der Empfehlungen des wissenschaftlichen Gremiums getroffen werden. Etwaige Entscheidungen sollten transparent und vollumfänglich auf einer öffentlich zugänglichen Website veröffentlicht werden.
Die Mitglieder des wissenschaftlichen Gremiums sollten befugt sein, jeden Aspekt des Nutri-Scores, den sie für die Weiterentwicklung und Verbesserung des Nährwert-Labels für relevant halten, proaktiv zu prüfen.