Datum: 26.04.2021

Starke Verbraucher, starke Wirtschaft

Interview mit Klaus Müller, Vorstand des vzbv

Klaus Müller im Interview. Foto: Gert Baumbach - vzbv

Quelle: Gert Baumbach - vzbv

Die Corona-Krise hat neue Herausforderungen für die Gesellschaft gebracht. Welche sind Ihrer Meinung nach die größten Probleme für Verbraucherinnen und Verbraucher?

Die Pandemie hat ein Schlaglicht auf schon länger bestehende Verbraucherprobleme geworfen. Die Krise der Wirtschaft lastet auf den Verbrauchern und bedeutet für viele mehr Unsicherheit und weniger Geld. Viele Menschen sind noch immer oder wieder in Kurzarbeit. Das bedeutet bis zu einem Drittel weniger Einkommen. Andere müssen Kinder betreuen und dafür ihren Jahresurlaub verbrauchen oder Arbeitszeit reduzieren. Im Zweifelsfall bedeutet auch das weniger Einkommen. Aufträge, Neben- oder Studentenjobs – etwa in der Gastronomie, im Theater, im Kino – sind verschwunden. In einer repräsentativen Umfrage des Verbraucherzentrale Bundesverbands vom Juni 2020 gab bereits jeder fünfte Verbraucher an, finanzielle Einbußen durch die Corona-Krise hinnehmen zu müssen. Die Zahl ist sicherlich noch weiter gestiegen. Und damit auch die Existenzängste vieler Menschen.

Es gab ja einige Maßnahmen der Bundesregierung. Konnten sie die genannten Probleme auffangen?

Sicher, es gab das Kurzarbeitergeld sowie einige gut gemeinte Versuche von der Bundesregierung, auch die Verbraucherinnen und Verbraucher zu unterstützen. Einer davon war die Mehrwertsteuersenkung. Eine gute Absicht, die den Kunden am Ende aber zu wenig bringt. Viele Unternehmen haben die Senkung nicht an die Verbraucher weitergegeben. Für einige Ausgaben, wie Energiekosten und Immobilienkredite, wurden zu Beginn der Krise Moratorien verhandelt. Die Kreditrückzahlungen konnten gestundet werden. Aber die Zahlungen wurden wieder vollständig fällig, als das Moratorium auslief. Familien wurden mit dem wichtigen Kinderbonus unterstützt. Aber das reicht nicht.

Wo sehen Sie Lücken in den Hilfspaketen der Bundesregierung?

Die Entscheidungsträger haben bei allen guten Maßnahmen und Überlegungen eine wichtige Stütze unserer Wirtschaft so gut wie aus dem Blick verloren: Die Verbraucherinnen und Verbraucher. Unsichere Verbraucher geben weniger Geld aus, sie konsumieren weniger. Entscheidend ist, dass die Bundesregierung bei den Maßnahmen gegen die Auswirkungen der Pandemie nicht nur der Angebotsseite Beachtung schenkt, sondern auch der Nachfrageseite. Denn eine starke Wirtschaft funktioniert nicht ohne starke Verbraucher.

Welche konkreten Forderungen haben Sie – auch in Bezug auf die anstehende Bundestagswahl?

Um Verbraucher in ihren Rechten zu stärken, fordert der vzbv zum Beispiel einen starken Schutz vor Kostenfallen. Verbraucher sollten besser vor ungewollten Vertragsabschlüssen geschützt werden. Außerdem sollten Vertragskündigungen einfacher und schneller möglich sein. Aber auch schon lang bestehende Lücken müssen geschlossen werden. Wir brauchen starke Standards für gesunde und nachhaltige Lebensmittel und im Bereich Klimaschutz. Die Corona-Krise hat deutlich gezeigt, dass der digitale Wandel und Fortschritt nicht stehen bleibt. Zu viele sind noch immer digital abgehängt. Wenn die Versorgung mit Telefon und Internet gestört ist, sollten Verbrauchern starke Verbraucherrechte und Entschädigungsmöglichkeiten unkompliziert zur Verfügung stehen.

Verbraucher müssen sich auf starke Rechte verlassen können. Die Bundestagswahl bietet die Chance, nicht den Status Quo von vor der Pandemie wiederherzustellen. Die vorhandenen Ressourcen müssen genutzt werden, um die Wirtschaft nachhaltig zu stärken und fairer zu gestalten – damit in Zukunft sowohl die Unternehmen, als auch die Verbraucher krisenfest sind.

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