In-App-Käufe bei Handy-Spielen, „Buy now, pay later“-Angebote beim Onlineshopping, die Wahl der passenden Altersvorsorge: Der Alltag steckt voller finanzieller Entscheidungen – in jeder Lebensphase. Je früher Verbraucher:innen Finanzkompetenzen erwerben, desto besser. Gerade junge Menschen verschulden sich zunehmend. Bei den 16- bis 29-Jährigen hat fast ein Drittel (31 Prozent) Probleme bei der Kreditrückzahlung, zeigt eine Umfrage des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) aus dem Jahr 2024.
Der vzbv hat es daher begrüßt, dass das Bundesministerium der Finanzen und das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Jahr 2023 eine Initiative zur Stärkung der Finanzbildung gestartet haben – unter anderem mit dem Ziel, eine nationale Finanzbildungsstrategie zu entwickeln. Im Januar 2024 hat sich die Finanzministerkonferenz einstimmig für eine nationale Finanzbildungsstrategie ausgesprochen und damit eine klare Erwartung an die Bundesregierung formuliert.
Sollte die Große Koalition die Arbeit an einer nationalen Finanzbildungsstrategie aufnehmen und Maßnahmen zur Stärkung der Finanzkompetenz ergreifen, muss sie sich an der Maßgabe einer „nicht interessengeleiteten Verbraucherbildung“ orientieren. Diese ist im Koalitionsvertrag explizit mit Bezug zum Bereich Finanzen verankert. Denn gerade wenn es ums Geld geht, sind unabhängige und qualitativ hochwertige Bildungsangebote wichtig.
Der vzbv fordert
Der Prozess zur Erarbeitung und Umsetzung einer nationalen Finanzbildungsstrategie sollte überarbeitet werden. Dabei muss die Perspektive des Verbraucherschutzes strukturell eingebunden sein.
Eine nationale Finanzbildungsstrategie muss bedarfsorientierte Maßnahmen fördern und verbindliche Qualitätsstandards sicherstellen.
Eine nationale Finanzbildungsstrategie muss dauerhafte unabhängige Qualifizierungsangebote für Pädagog:innen ermöglichen – ohne Einfluss der Finanzbranche und Wirtschaft.
Eine nationale Finanzbildungsstrategie muss erfolgreiche, etablierte Bildungsangebote langfristig unterstützen, anstatt neue, doppelte Strukturen aufzubauen.
Quelle: Gert Baumbach - vzbv
Vera Fricke
Leiterin Team Verbraucherbildung
Unabhängigkeit ist gerade bei Geldfragen ein hohes Gut. Finanzbildung muss qualitativ hochwertig und frei von wirtschaftlichen Interessen sein.
Stellungnahme des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) zum Entwurf eines Gesetzes des Bundesministeriums der Finanzen (BMF) zur Stärkung der Finanzbildung – Änderung des Gesetzes über die Ausprägung einer 1-DM-Goldmünze und die Einrichtung der Stiftung „Geld und Währung“ | Oktober 2024
vzbv-Stellungnahme: Finanzbildung muss frei von Werbung und Vertrieb sein
Stellungnahme des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) zu dem Vorschlag der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für eine nationale Finanzbildungsstrategie für Deutschland (veröffentlicht am 24. September 2024)
Der vzbv unterstützt Lehrkräfte dabei, finanzielle Bildung in den Unterricht zu bringen. Auf dem Schulportal verbraucherbildung.de gibt es qualitätsgeprüftes Unterrichtsmaterial, Lehrkräftefortbildungen und Good-Practice-Beispiele.
Unabhängige und werbefreie Finanzbildung an Schulen: Dafür spricht sich die deutliche Mehrheit der Verbraucher:innen aus. Das ergab eine repräsentative forsa-Befragung im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). Die Erfahrungen des vzbv zeigen allerdings, dass nicht alle frei verfügbaren Unterrichtsmaterialien diese Anforderungen erfüllen. Die Bundesregierung muss daher mit der geplanten Finanzbildungsstrategie verbindliche Standards für unabhängige und qualitativ hochwertige Bildung setzen, fordert der vzbv.
Das Bundesfinanz- und das Bundesbildungsministerium erarbeiten mit Unterstützung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) eine nationale Finanzbildungsstrategie für Deutschland. Die OECD hat nun ihren Vorschlag für die Strategie überreicht. Die Perspektive des Verbraucherschutzes findet sich aber nicht ausreichend wieder, kommentiert Vera Fricke, Leiterin Team Verbraucherbildung im vzbv.
Der kluge Umgang mit Geld und sozialen Medien, bewusstes Einkaufen und Essen: Verbraucherthemen wie diese werden in der Schule zu wenig berücksichtigt so eine Mehrheit der befragten Verbraucher:innen im Zuge einer repräsentative forsa-Befragung im Auftrag des vzbv. Insbesondere die finanzielle Bildung sei nicht ausreichend.
Auf dem Bildungsmarkt finden sich zahlreiche, frei verfügbare Unterrichtsmaterialien von Unternehmen, Verlagen, Stiftungen und öffentlichen Institutionen. Deren Qualität schwankt erheblich. Je nach Herausgeber können die Materialen interessensgeleitet, einseitig oder schlichtweg inhaltlich falsch sein.
Auf der Kultusministerkonferenz verpflichten sich alle Bundesländer, Verbraucherbildung durch entsprechende Richtlinien, Rahmenvorgaben und Curricula ein gewinnbringendes sowie kritisches Lebensgefühl in den Lernalltag von Heranwachsenden zu integrieren. In der praktischen Umsetzung zeigen sich jedoch erhebliche Unterschiede.
Unternehmen nutzen Schulen immer wieder, um ihre Marke dort zu platzieren und damit die lohnenswerte Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen schon früh zu beeinflussen und ihre Marke bekannt zu machen. Wirtschaft nimmt so schleichend Einfluss auf die Bildungsinhalte in der Schule. Bislang ist diese Form von Werbung nicht explizit verboten.
Verbraucherbildung hat das Ziel, aufzuklären und Bewusstsein zu schaffen – für eine selbstbestimmte, verantwortungsvolle und gesundheitsförderliche Lebensführung.