Verbraucher legen bei ihrer Geldanlage großen Wert auf Sicherheit. Wie eine repräsentative Umfrage zeigt, die das Marktwächter-Team der Verbraucherzentrale Hessen in Auftrag gegeben hat, wünschen sich viele dafür aber auch greifbare Sachwerte oder verbinden damit ethisch-ökologische Ansprüche. Dies führt Verbraucher nicht selten zu Produkten des Grauen Kapitalmarkts, die alles andere als sicher sind.
In der Umfrage wurden Verbraucher dazu befragt, wie sie Finanzentscheidungen treffen, ob sie schon einmal Geld am Grauen Kapitalmarkt investiert haben und was ihre Entscheidung dabei beeinflusst hat.
Auf diese Eigenschaften kam es den Befragten bei einer Geldanlage zur Altersvorsorge besonders an:
- Sicherheit: Für 93 Prozent der Befragten ist es (eher) wichtig, dass ihr Geld nicht komplett verloren gehen kann. 72 Prozent wünschen sich bei der Geldanlage kein hohes Risiko.
- Ethisch-ökologische Anlagen: 50 Prozent der Befragten möchten ethisch-ökologische Aspekte bei der Geldanlage berücksichtigt sehen.
- Sachwerte: Rund 40 Prozent der Befragten finden es wichtig, für ihre Investition einen greifbaren Gegenwert zu sehen – beispielsweise eine Immobilie oder einen Container.
„Die Umfrageergebnisse zeichnen ein ambivalentes Bild: Die Befragten legen großen Wert auf Sicherheit. Aber Anlagen in Sachwerte und ethisch-ökologische Projekte zählen häufig zum Grauen Kapitalmarkt. Hier bestehen fast immer erhebliche Risiken – bis hin zum Totalverlust“, kommentiert Wolf Brandes, Teamleiter Marktwächter Finanzen mit dem Schwerpunkt Grauer Kapitalmarkt bei der Verbraucherzentrale Hessen.
Etwa vier von zehn Befragten (39 Prozent) geben an, schon einmal einen größeren Betrag erhalten zu haben – zum Beispiel durch Schenkung oder Auflösung von Verträgen. Von dieser Gruppe investierten 82 Prozent das erhaltene Geld ganz oder teilweise. Davon haben sich rund 14 Prozent für Produkte des Grauen Kapitalmarktes entschieden: An erster Stelle standen Investments in geschlossene Fonds, gefolgt von Gold oder Edelsteinen und Beteiligungen, Direktinvestments oder Crowdinvesting.
Anlageberatung: Eine Frage von Zutrauen und Vertrauen
Die Person, die die Geldanlage vermittelt, spielt auf zwei Ebenen eine große Rolle: Für 93 Prozent der Befragten ist großes Zutrauen in die Fachkompetenz des Vermittlers oder Beraters wichtig. 92 Prozent der Befragten geben an, dass für sie das Vertrauen in den Menschen ein wichtiger Aspekt ist. Mehrfachnennungen waren möglich.
„Das bestätigt Erkenntnisse, die wir aus vorhergehenden Untersuchungen zu Anlageentscheidungen gewonnen haben. Die Beziehung zum Vermittler oder Berater ist das A und O“, meint Brandes. Das Marktwächter-Team der Verbraucherzentrale Hessen hatte auf Basis von bundesweiten Beratungen in den Verbraucherzentralen ausgewertet, wo die Problemschwerpunkte bei Verbrauchern liegen, die am Grauen Kapitalmarkt Geld verloren haben. Eine zentrale Rolle spielte dabei in vielen Fällen die enge Beziehung zum Vermittler. In einer zweiten qualitativen Untersuchung wurden ausführliche Interviews mit Geschädigten zu ihren Beweggründen und den Umständen ihrer Investitionsentscheidung am Grauen Kapitalmarkt geführt. Die Interviewten äußerten mehrfach, dem vermittelnden Bekannten keine falsche oder eigennützige Empfehlung zugetraut zu haben.
Mehr Unterstützung, aber keine Einschränkung gewünscht
Generell fühlt sich die Mehrheit aller Befragten (61 Prozent) in der Lage, richtige Finanzentscheidungen zu treffen. 52 Prozent geben an, dass sie Anlageentscheidungen grundsätzlich alleine treffen. 40 Prozent wünschen sich bei Finanzentscheidungen aber mehr Unterstützung vom Staat oder vom Verbraucherschutz.
Zur Methode: Computergestützte Telefoninterviews (CATI) auf Basis einer Dual Frame Stichprobe, Stichprobengröße: n = 1.300, Stichprobenbeschreibung: repräsentative deutschsprachige Bevölkerung ab 18 Jahren, Zeitraum der Durchführung: 7.bis 17.12.2018, statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte in der Gesamtstichprobe, durchführendes Institut: forsa marplan Markt- und Mediaforschungsgesellschaft mbH.