Die Marktwächter-Experten der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz haben zwei Anbieter von Spiele-Apps für Kinder abgemahnt. Die Verbraucherschützer beanstanden zum einen die hohen Beträge für In-App-Käufe von bis zu 109,99 Euro mit einem Klick, zum anderen die aufdringliche Pop-up-Werbung innerhalb des Spiels für In-App-Käufe. Beide Spiele-Apps sind freigegeben ohne Altersbeschränkung (USK 0) und richten sich durch ihre gestalterische Darstellung vor allem an jüngere Kinder.
Der erste abgemahnte Anbieter „Outfit7 Limited“ betreibt eine kostenlose Spiele-App namens „My Talking Angela“, in der der Spieler ein virtuelles Katzenbaby adoptiert und aufzieht. Aufgrund seiner Gestaltung und des speziellen Spielangebots richtet sich „My Talking Angela“ nach Einschätzung der Verbraucherschützer gezielt an Kinder im Grundschulalter, insbesondere an jüngere Mädchen.
RUND HUNDERT EURO FÜR VIRTUELLE WÄHRUNG
Um die Katze schneller großzuziehen oder virtuelle Accessoires zu kaufen, können die Nutzer In-Game-Währung in Form von Diamanten und Münzen erwerben. „Die Kosten für einen einzelnen Kauf belaufen sich dabei auf bis zu 99,99 Euro bzw. 109,99 Euro, je nach Betriebssystem. Wir halten diese Spiele-App daher für problematisch“, so Ute Klement, Referentin Rechtsdurchsetzung Marktwächter Digitale Welt der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.
GELDMACHE MIT SPIELTRIEB DER KINDER
„Hohe Beträge bei In-App-Käufen in Spiele-Apps sind keine Seltenheit. Die Anbieter nutzen die geschäftliche Unerfahrenheit und den Spieltrieb der Kinder offenbar schamlos aus“, warnt Manfred Schwarzenberg, Teamleiter Marktwächter Digitale Welt der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. „Es kann nicht sein, dass in einer für Kinder gestalteten Spiele-App mit einem Klick hundert Euro oder mehr ausgegeben werden können. Uns werden immer wieder Fälle gemeldet, in denen Kinder schnell mehrere Tausend Euro in Spiele-Apps ausgegeben haben.“
Das rheinland-pfälzische Marktwächter-Team hat daher noch einen weiteren Spiele-App-Anbieter für hohe In-App-Käufe und aufdringliche Werbung abgemahnt. Der Anbieter „Green Tea Games Limited“ betreibt die Spiele-App „Dog Run“. In diesem Jump-and-Run-Spiel schlüpft der Nutzer in die Rolle eines Hundewelpen, der über verschiedene Hindernisse springen muss, um nicht gefangen zu werden. Dabei sammelt er Münzen ein.
AUFDRINGLICHE POP-UP-WERBUNG ANIMIERT ZUM KAUF
In beiden Spielen werden die Nutzer durch Pop-up-Werbung fortwährend aufgefordert, In-App-Käufe zu tätigen und die virtuelle Spiele-Währung mit Euro zu bezahlen. Dabei werben die Anbieter teilweise mit Aufschriften wie „Super-Rabatt“ sowie hohen Preisnachlässen und digitalen Rabatt-Countdowns. Auch das kritisieren die Verbraucherschützer: Die Kinder werden durch solche Appelle persönlich und unvermittelt zum Kauf bewegt, ohne das Angebot kritisch beurteilen zu können.
Das Marktwächter-Team fordert sowohl den App-Anbieter „Outfit7 Limited“ als auch „Green Tea Games Limited“ auf, diese aus seiner Sicht unlauteren Praktiken zu beenden. Beide Anbieter haben bis zum 17. Oktober 2018 Gelegenheit, die strafbewehrte Unterlassungserklärung abzugeben.
Update vom 03.04.2019:
Nach der Abmahnung durch die Marktwächter-Experten aus Rheinland-Pfalz haben beide Anbieter eine Unterlassungserklärung abgegeben. Der Anbieter „Green Tea Games Limited“ verpflichtet sich, zukünftig in der Spiele-App „Dog Run“ in Deutschland für einen einzelnen Kauf von In-Game-Währung nicht mehr als 10 Euro zu verlangen und auf Pop-up-Werbung innerhalb des Spiels zu verzichten. Der Anbieter „Outfit7 Limited“ der Spiele-App „My Talking Angela“ hat im Rahmen eines Vergleichs eine modifizierte Unterlassungserklärung abgegeben. Er verpflichtet sich, Nutzern aus Deutschland nur noch Angebote für In-App-Käufe bis zu einem Betrag von 20 Euro anzuzeigen und bei Pop-Up-Werbung auf eine Verlinkung zu verzichten, durch die In-App-Käufe unmittelbar getätigt werden können.