Datum: 15.08.2022

Energieberatung im Wandel: Was bleibt, sind die Herausforderungen

Interview mit Dr. Christiane Dudda, Gesamtprojektleiterin der Energieberatung der Verbraucherzentrale

Dr. Christiane Dudda

Quelle: vzbv / Mark Bollhorst

Der große Energiehunger, turbulente Energiemärkte sowie die steigende Erderwärmung verlangen nach einem verantwortungsvollen Umgang mit Energie. Die Energieberatung der Verbraucherzentrale unterstützt seit 1978 private Haushalte dabei, Energie effizient einzusetzen, erneuerbare Energien zu nutzen und damit sowohl CO2 wie auch Kosten zu sparen. Vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert, beraten mehr als 750 Berater:innen in ganz Deutschland zu energetischer Sanierung, Heizungstausch, Photovoltaik, Heizkostenabrechnungen und vielen weiteren Energiethemen.

Frau Dr. Dudda, wie lief das Jahr 2021 für die Energieberatung der Verbraucherzentrale?

Das Interesse an Energieeffizienz und an der Nutzung erneuerbarer Energien wächst weiterhin. Das konnten wir unter anderem an rund 180.000 Energieberatungen feststellen. Der „Eignungs-Check Heizung“ zum Heizungstausch wurde mehr als 12.350- mal durchgeführt. Die Beratungen sind insgesamt im Vergleich zu 2020 um 23 Prozent gestiegen. Mit den dadurch bewirkten Energieeffizienzmaßnahmen in den Privathaushalten wurden – summiert über die Nutzungsdauer der Maßnahmen – insgesamt 5.872 Gigawattstunden Energie und 2,093 Millionen Tonnen CO2 eingespart. Die Wirksamkeit unserer Beratung ist unser zentrales Anliegen. Aus diesem Grund haben wir Ende des Jahres eine Umsetzungsbefragung gestartet.

Darüber hinaus haben wir ein neues Beratungsangebot entwickelt, bei dem wir Verbraucher:innen beraten, wie sie zukünftig Sonnenenergie nutzen können und wie sich die Investition in eine Solarthermie- oder Photovoltaikanlage für sie lohnt.

Die Pandemie hat in der Gesellschaft zu einem Wandel geführt. Welche Veränderungen brachte sie der Energieberatung der Verbraucherzentrale?

Die Kontaktbeschränkungen haben die persönliche Beratung erschwert und zeitweise unmöglich gemacht. Dieser Umstand hat die Digitalisierung vorangetrieben und so bieten wir seit Juli 2021 flächendeckend Energieberatung per Video an. Bis Ende des Jahres wurden bereits 1.300 dieser Beratungen in Anspruch genommen. Ebenfalls sehr beliebt sind die Online-Vorträge. In 2021 nahmen mehr als 5.000 Teilnehmende an bundesweiten Vorträgen teil und fast 23.000 Teilnehmende besuchten Online-Vorträge der Verbraucherzentralen in den Ländern.

Welche Herausforderungen bringt solch ein starkes Wachstum?

Das enorme Wachstum stellt alle Akteure vor große Herausforderungen. Im vergangenen Jahr spitzte sich der Mangel an Berater:innen zu. Er ist Teil eines allgemeinen Fachkräftemangels, der sich durch die gute Konjunktur in der Baubranche verstärkt. Für Ratsuchende bedeutet das lange Wartezeiten: In einigen Bundesländern kam es in der Energieberatung zu Annahmestopps. Im Team verfolgen wir verschiedene Ideen, um diesem Mangel zu begegnen. Wir haben beispielsweise ein vielversprechendes Pilotprojekt gestartet, in dem Gebäudeenergieberater:innen aus dem Schornsteinfegerhandwerk Energieberatungen durchführen. Der Ausbau der Telefon- und Videoberatung dient ebenfalls dazu, Beratungskapazitäten effizient einzusetzen.

Bleiben Ihnen bei all diesen Hindernissen noch Kapazitäten für eigene neue Projekte in der Energieberatung der Verbraucherzentrale?

Ja, unbedingt. In den kommenden Jahren werden wir die Energieberatung fit für die Zukunft machen. Dazu arbeiten wir an einer neuen Kommunikationsstrategie, die unser Produktportfolio vereinfacht und für Ratsuchende übersichtlicher gestaltet. Auch inhaltlich werden wir unsere Beratungen stärker auf die Bedürfnisse der Ratsuchenden zuschneiden. Langfristig wird diese Entwicklung von einer stärkeren Digitalisierung begleitet, damit es auch für Energieberater:innen komfortabler wird, für uns zu arbeiten.

Die aktuelle Situation lässt vermuten, dass nicht nur der Energiepreis weiter steigen wird, sondern auch die Menge an zur Verfügung stehenden Energieträgern problematisch werden kann. So wird die Energieberatung nicht nur den Effizienzgedanken verfolgen, sondern auch zu mehr Suffizienz raten. Nicht zuletzt entscheidet die Politik über den Fortgang des Projektes. Besonders für dessen Finanzierung ist die zukünftige Förderpolitik des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz interessant.

Das Interview wurde für den Jahresbericht 2021 des vzbv geführt.

Die Energieberatung wirkt: Durch die Beratungen wird jährlich die Menge an Energie eingespart, die in einem 85 km langem Güterzug voller Steinkohle steckt.

Mehr erfahren

Kontakt

Kontakt

Icon für Kontakt für Verbraucher

Service für Verbraucher:innen

Was suchen Sie? Wählen Sie eine passende Option: