Der Vegetarierbund Deutschland (VEBU) und der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) unterstützen einen Antrag im Europaparlament zur besseren Kennzeichnung von vegetarischen und veganen Lebensmitteln. Darin wird die EU-Kommission aufgefordert, rechtliche Vorgaben für eine freiwillige Kennzeichnung zu erlassen. Umfragen belegen, dass die aktuelle Praxis viele Verbraucherinnen und Verbraucher verwirrt. Sie wollen mehr Klarheit, ob Lebensmittel für die vegetarische oder vegane Ernährung geeignet sind.
Laut einer Erhebung des IfD Allensbach sind mittlerweile rund sieben Millionen Menschen in Deutschland Vegetarier und entscheiden sich für eine fleischfreie Ernährung. Etwa 800.000 Menschen leben vegan, also rein pflanzlich. Was bisher fehlt, sind allgemeingültige rechtliche Vorgaben für die Kennzeichnung von Produkten, die für eine vegetarische oder vegane Ernährung geeignet sind. Zwar ist eine entsprechende Verpflichtung in der europäischen Lebensmittelinformationsverordnung festgehalten, passiert ist bislang aber nichts.Klare Rechtsvorschriften notwendig
Mit einem Antrag unter Federführung des deutschen Abgeordneten Ismail Ertug (SPD) fordern neun EU-Parlamentarier die Europäische Kommission jetzt zum Handeln auf. Wird der Antrag von der Mehrheit des Parlaments unterzeichnet, ist die EU-Kommission aufgefordert, zeitnah Vorgaben für eine Kennzeichnung von vegetarischen und veganen Lebensmitteln vorzulegen.
vzbv und VEBU fordern die deutschen Abgeordneten im Europäischen Parlament auf, mit ihrer Unterschrift für mehr Transparenz bei der Lebensmittelkennzeichnung zu sorgen. „Die EU-Kommission darf das Thema nicht weiter verschleppen und muss der Verunsicherung ein Ende setzen. Wir brauchen klare rechtliche Vorgaben für die Kennzeichnung vegetarischer und veganer Lebensmittel“, sagt Sophie Herr, Leiterin des Teams Lebensmittel beim vzbv.
„Die Lebensmittelwirtschaft will mehr pflanzliche Produkte anbieten. Die fehlende Definition steht der weiteren Entwicklung im Wege. Die rechtsverbindliche Klarstellung ist dringend geboten", so Till Strecker, Leiter Politik und Außenbeziehungen beim VEBU.
Aktuelle Kennzeichnungspraxis verwirrt
Mit fantasievollen Eigenbezeichnungen oder selbstkreierten Labeln reagiert die Lebensmittelwirtschaft zunehmend auf den Trend zur fleischfreien Ernährung. Die Verunsicherung bei den Verbrauchern jedoch steigt. Das belegen die Beschwerden auf dem Portal www.lebensmittelklarheit.de. So bestehen etwa manche „Gemüsefrikadellen“ aus einer nicht unerheblichen Menge Geflügelfleisch, einige Kartoffelchips enthalten tierische Fette. Mehrere nicht repräsentative Umfragen auf www.lebensmittelklarheit.de zeigen, dass die Begrifflichkeiten der Hersteller nicht immer mit den Vorstellungen der Verbraucher übereinstimmen:
- Rund 45 Prozent der Teilnehmer gehen bei der Bezeichnung „veggie“ davon aus, dass nur pflanzliche Zutaten im Produkt enthalten sind. 47 Prozent hingegen meinen, dass zwar weder Fleisch noch Fisch Bestandteil seien, sehr wohl aber Milch und Eier.
- 61 Prozent der Teilnehmer verstehen unter vegan, dass keine Bestandteile vom Tier verwendet werden. 36 Prozent gehen davon aus, dass nur pflanzliche Bestandteile enthalten sind.